Die Fluchtreise ging weiter nach Memphis, nachdem die Heilige Familie den Nil von Maadi nach Westen überquerte. Gegenwärtig liegt der Standort von Memphis in der Region Miet Rahina, im Gouvernorat Giza, etwa 20 km von Süd-Kairo entfernt.
Geschichtlich errichtete die Stadt Memphis im alten Ägypten der König Mena (Narmer), der die beiden Länder Ober- und Unterägypten unter seiner Herrschaft vereinigte. Sie blieb lange Zeit die Hauptstadt Ägyptens, bis sie aufgrund der assyrischen Invasionen zerstört wurde und in der Römerzeit vollständig einstürzte. Der Rest Ihrer Denkmäler existiert nun in einem Museum in Miet Rahina. In diesem Museum steht eine riesige, 14 m große, 80 bis 100 Tonnen schwere Statue des berühmten Pharao Ramses II. Sie zeugt für eine antike Blüte von Memphis, die der Historiker Herodot um 450 v. Chr. beschrieb, als die Stadt mit ihren riesigen Statuen und den Palästen, in denen sie stehen. Im 12. Jahrhundert n. Chr. erwähnte der arabische Reisende Abd Al-Latif Al-Baghdadi, dass er auf all seinen Reisen keine so großen Ruinen wie die, der Stadt Memphis gesehen hatte.
In den Schriften von Yaqut Al-Hamawi (gest. 1228 n. Chr.) und Al-Qazwini (1208-1283 n. Chr.) ist zu entnehmen, dass die Stadt Memphis in der christlichen Ära aufblühte und dass es dort mindestens zwei Kirchen gab, eine genannt Memphis Kirche und eine die Kirche des Bischofssitzes. In ihr gab es im Gebiet Saqqara ein Kloster von Anba Jeremiah.
Einige Überreste von der vergangenen christlichen Ära sind im koptischen Museum aufbewahrt. Sie stammen aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. Es handelt sich um eine der ältesten Kanzeln in Ägypten. Die Kanzel aus Kalkstein hat Kreise an der Spitze der Wand in Form einer Muschel mit einem Kreuz in der Mitte. Das Kreuz ist umgeben mit der Inschrift aus koptischen Buchstaben: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Es gibt auch Wandnischen mit Darstellungen von Jesus, der Jungfrau Maria und einige Heiligen sowie einige Steinsäulen und Listen mit koptischen Inschriften und schönen Dekorationen. Die Artefakte können als Musterbeispiele für die Genauigkeit der koptischen Kunst in den ersten Jahrhunderten gelten.
In der Gegenwart gibt es in Memphis keine Gedenkstätten für den Aufenthalt der Heiligen Familie. Die Überlieferung berichtet, dass die Heilige Familie auf ihrem Weg nach Oberägypten von Memphis aus weitergezogen ist.