Die Heilige Familie ging von Al-Bahnasa weiter nach Süden bis nach Samalout in Minya und überquerte dort den Nil nach Osten zum Gebiet Conopolis. Dort verbrachte die Familie drei Tage in einer Höhle in einem Hügel in der Wüste, nahe des heute bestehenden Klosters der Jungfrau Maria in Gabal Al-Tayr. Von Gabal Al-Tayr aus überquerte die Heilige Familie dann den Nil zurück nach Al-Ashmunein.
Zur Höhle hinauf, in der sich die Heilige Familie drei Tage aufhielt, führte eine lange Treppe. Hier stand vorher ein im Felsen gehauener alter römischer Tempel. Der Bau existierte bereits zuvor zur pharaonischen Zeit, da einige gemeißelte pharaonische und griechische Inschriften auf den Säulen dies bezeugen. Die Höhle blieb 300 Jahre nach der Anwesenheit der Heiligen Familie unverändert, bis dort eine Kirche errichtet und der Jungfrau Maria unter dem Namen ‚Sayedat Al-Kaff‘ gewidmet wurde.
Ein Ort, mehrere Namen: Gabal Al-Tayr, Deir Al-Kaff, Deir Al-Bakrah
Im zehnten Jahrhundert n. Chr. beschrieb Al-Shobashti das Kloster und dessen Bezug zum Nashornvogel, der zu bestimmten Jahreszeiten in diese Gegend zog und dort lebte. In Bezug auf die Zugvögel nannte man das Kloster ‚Deir Gabal Al-Tayr‘ (Kloster am Berg der Vögel).
In ‚Al-Maqrizi‘s Schriften (Teil IV) erklärte Al-Maqrizi den Grund für die Bezeichnung des Hügels mit ‚Gabal Al-Tayr‘: „Er wurde Gabal Al-Tayr genannt, weil sich dort regelmäßig jedes Jahr Tausende von ‚Nashornvögeln‘ während ihrer Wanderung von einem Ort zum anderen und von einem Kontinent zum anderen versammelten.“ Der Vogel ist ein weißgefiederter Vogel mit einem langen elfenzahnweißen Schnabel und mit fransigen Federn um den Hals. Er ähnelt dem Kuhreiher, der als ‚Bauernfreund‘ bekannt ist.
Abu al-Makarim erwähnte im 12. Jahrhundert n. Chr., dass das Kloster auf dem Hügel beim gesegneten Stein mit der eingeprägten Hand des Christkindes errichtet wurde. Zur Erklärung der Prägung überliefert uns der 26. Patriarch, Papst Timotheus im 4. Jahrhundert n. Chr. die Geschichte: „Als die Heilige Familie bei der Überquerung des Nils am Fuß des Hügels ankam, streckte Jesus seine kleine Hand aus, um einen Felsbrocken abzuhalten, der dabei war, auf sie zu fallen. So prägte sich der Abdruck seiner Handfläche auf den Stein.“ Der Name ‚Deir Gabal Al-Kaff‘ (Kloster am Hügel der Handfläche) wurde von diesem Ereignis abgeleitet. Die Kirche ist bekannt als die ‚Frau der Hand‘ Kirche.
Amalrick I., der König von Jerusalem, kam 1168 n. Chr. an diesen Ort, schnitt einen Teil des Gesteins ab, auf dem die Handfläche Christi eingeprägt war und nahm ihn mit nach Syrien.
Papst Theophilus XXIII. erwähnte die markante Steinstelle an diesem Ort. Während der britischen Besetzung Ägypten’s haben die britischen Archäologen das Steinstück mit der Prägung in der Größe 70 x 50 cm ausgehauen. Nun befindet es sich im Britischen Museum in der Abteilung für ägyptische Antiquitäten.
Der Name ‚Deir Al-Bakrah‘ (Spulenkloster) kam davon, dass die Besucher des Klosters mithilfe eines Flaschenzugs mit Spule und Seil auf den Berg hochgezogen wurden. Im frühen 13. Jahrhundert wurden zum Aufstieg zum Kloster 166 Stufen in den Felsen eingehauen.