Die Jungfrau Maria Kirche in Haret Zuweila hat eine lange Geschichte. Sie wurde von Zylon des Weisen im Jahr 352 n. Chr. an einer Station im Reiseweg der Heiligen Familie erbaut.
Unter den Bezeichnungen der Kirche heißt sie die Kirche des ‚Eisenzustands‘. Der Name deutet auf ein Wunder der Jungfrau Maria hin, bei dem sich das Eisengitter des Gefängnisses, in dem die verfolgten Christen, unter denen der Apostel Matthias, eingesperrt waren, dank ihrer Gebete verflüssigte.
Eine andere Bezeichnung ist ‚Haret Zuweila Kirche‘, da sie sich in der Zuweila Gasse befindet. Der Name geht auf den marokkanischen Stamm ‚Zuweila‘ zurück, dessen Angehörige dem Herrscher Jawhar Al-Siqilli bei seiner Gründung der Stadt Kairo halfen. Nach der fatimidischen Ära und mit der Herrschaft der Ayyubiden kehrten die zugewanderten Angehörigen des Zuweila-Stammes in ihre ursprüngliche Heimat nach Marokko zurück. Seitdem behielt dieses Wohngebiet mitten in der historischen Stadt Kairo den gleichen Namen.
Der Baukomplex umfasst mehrere Kirchen und Klöster. Außer der Jungfrau Maria Kirche gibt es die Kirche des Heiligen Philopateer Mercurius (Abu Sefein), die vom Ibrahim Al-Gohary im 18. Jahrhundert erbaut wurde. Darüber gebaut ist das Nonnenkloster der Jungfrau Maria aus dem 14. Jahrhundert, die Kirche des Heiligen Georg aus dem 12. Jahrhundert und das Nonnenkloster des Heiligen Georg aus dem 13. Jahrhundert.
Erwähnenswert ist, dass diese Kirche der päpstliche Sitz für 23 aufeinanderfolgende koptische Patriarchen im Zeitraum von 1300 bis 1660 n. Chr. war. Nach Alexandria war dies der Ort mit der längsten Zeitspanne für den Sitz des Heiligen Markus Stuhl.
In der Kirche gibt es einen Schrein mit mehreren Reliquien der Patriarchen. Auch sind deren Besitztümer aufbewahrt, darunter Manuskripten, Utensilien und Altarwerkzeuge, die in dieser Zeit verwendet wurden.
Die Kirche hat die Form einer Arche oder eines Schiffes und ist mit einem Holzdachstuhl überdacht. Gleichzeitig hat sie die Form eines Kreuzes. Sie ist im Stil einer Basilika mit zwei Säulenreihen, insgesamt 12 Säulen gebaut, die das Kirchenschiff in ein Mittelschiff und zwei Seitenschiffen unterteilen. Alle Säulen sind aus hellem Marmor außer einer. Die Säule an der südwestlichen Seite mit einer dunkleren Farbe und rauen Textur; sie ist ein Symbol für Judas Iskariot.
Die Säulenkapitelle aus verschiedenen Epochen repräsentieren die gesamte ägyptische Zivilisation und Geschichte. Deutlich zu erkennen sind altägyptische, griechische, römische, koptische und islamische Motive und Einflüsse. Der Grund für die Vielfalt der Säulenkapitelle liegt darin, dass die Kirche mehr als 1600 Jahre alt ist und verschiedene Epochen und Zivilisationen erlebte hat. Sie wurde mehrmals dem Verfall und teilweisen Abriss ausgesetzt, wurde aber wegen ihres hohen Stellenwerts bei den Kopten bald wieder restauriert und erneuert.
Eine andere Ursache der Vielfalt der Kapitelle ist nach einer Überlieferung die Schenkung des Salah Al-Din Al-Ayyubi an die Kopten nach der Schlacht von Beit Al-Maqdis (Jerusalem). Nachdem er das starke Nationalgefühl der Kopten sah, beschloss er sie mit der Restaurierung ihrer Kirchen in Kairo, wie die Hängende Kirche und Haret Zuweila Kirche zu belohnen. Die unterschiedlichen Säulenkapitelle befanden sich in seinen Lagerhäusern, daher variierten sie zufällig.
Die Kanzel in der Kirche steht auf vier Säulen, welche die vier Evangelien und die vier Evangelisten symbolisiert. Die Ikonostase aus dem 14. Jahrhundert besteht aus Holz und ist mit Elfenbein eingelegt und hat eingravierte koptische Inschriften.
Sie ist auch charakteristisch für einzigartige Antiquitäten, Schätze und Ikonen.
Unter den wertvollen Artefakten in dieser Kirche ist die besondere ‚Ikone der Wundertätigen‘, die in der Kapelle zu sehen ist, in der sich die Heilige Familie ausruhte sowie die Ikone der Kreuzigung, welche sich nach dem ersten Chorraum befindet. Eine berühmte und eine der ältesten Ikonen in der Kirche ist die Ikone der sieben großen Herrn-Feste. Die Ikone aus dem Jahr 1186 n. Chr., ‚genannt ‚Goldene Platte‘,wurde von einem ägyptischen koptische Künstler aus dem Dorf Melig im Gouvernorat Menoufia gemalt.