Die Namen des El-Sourian-Kloster
Ursprünglich trug das Kloster den Namen der ‚Jungfrau Maria’. Es ist eines der ‚Theotokos‘ Klöster, die nach dem Konzil von Ephesus im Jahr 431 n. Chr. entstanden sind, um die Lehre der Gottesmutter (Gottesgebärerin) zu bestätigen, an der die orthodoxe Kirche gegen die Häresie des Nestorius (Nestorianismus) festhielt.
Das Kloster ist auch als ‚El-Sourian-Kloster‘ oder ‚Syrisches Kloster’ bekannt, da es einige syrische Mönche (d.h. aus Syrien bzw. aus der Levante) gründeten und dort für einen Zeitraum vom 8. bis zum 16. Jahrhundert n. Chr. mit den koptischen Mönchsvätern lebten. Es ist jedem offenbar, dass die syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien und die koptische Kirche von Alexandria zwei Schwesterkirchen sind, die einen gemeinsamen orthodoxen Glauben haben.
Ein weiterer Name ist ‚Kloster der Jungfrau Maria und des Heiligen Johannes Kama’. Das ist darauf zurückzuführen, dass der Leichnam des Heiligen längere Zeit nach seinem Entschlafen im Jahr 859 n. Chr. in das Kloster gebracht wurde. Zu seinen Lebzeiten erschien die Jungfrau Maria dem Heiligen Johannes Kama in großer Herrlichkeit und segnete ihn und seine Jünger. Dann gab sie ihm drei goldene Dinar mit eingraviertem Kreuzzeichen und sagte zu ihm: „Nimm dies und lege es in den Raum für den diakonischen Dienst (d.h. für den Dienst des Klosters), und der Segen von meinem Sohn wird für immer darin sein.”
Geographisch befindet sich das Kloster im Wadi el Natrun (oder Sketis = Waage der Herzen) in der Wüste westlich des Nildeltas. Heute liegt Wadi el Natrun, und damit auch das Kloster, etwa in der Mitte der Kairo-Alexandria-Wüstenstraße und ist mit Straßenverbindungen gut angebunden.
Die Fläche des alten Klosters
Die Fläche des alten Klosters beträgt etwa 6500 m2. Insofern gilt es als eines der flächenmäßig kleinsten Klöster Ägyptens. Unter den vier Klöstern im Wadi Natrun steht es kunsthistorisch aber an erster Stelle im Hinblick auf die seltenen Wandmalereien und Stuckinschriften, die archäologisch und künstlerisch besondere koptische Schätze von großer Bedeutung sind.
Die Mauern des Klosters
Der Bau der Klostermauer geht auf das 9. Jahrhundert n. Chr. zurück, nämlich auf die Amtszeit von Papst Schenouda I., zwischen 859 und 880 n. Chr.
Die Klostermauer hat eine rechteckige Form mit den Seitenlängen der Ost-West-Achse von 146m und der Nord-Süd Achse von 45m und ahmt der Gestalt der Arche Noah nach.
Beginnend von der Ostseite grenzt an der Nordmauer als erstes die Kirche von Anba Johannes dem Zwerg. Danach ist eine Gruppe von Mönchszellen angereiht, dann die Jungfrau Maria Kirche, dann eine andere Reihe von Mönchszellen und als letztes das Refektorium, zu dem eine antike Tür führt. Das Refektorium hat drei kleine Öffnungen zur Außenwelt. Eines der Öffnungen ist ein kleines Fenster, von dem aus gesehen werden kann, wer an der Eingangsglocke läutet. Durch die Öffnung im Boden können die Mönche einen Korb herunterhängen, sodass sie z.B. die Beduinen mit Essen und Wasser versorgen können, ohne die Tür des Klosters öffnen zu müssen. In der Vergangenheit war dies von Bedeutung, aber jetzt hat das Kloster bestimmte Besucherzeiten, in denen die Klostertür geöffnet ist.
An die Südmauer grenzt nur die Jungfrau Kirche, die auf der Südseite einige Öffnungen nach außen, hatte, die aber im 13. Jahrhundert geschlossen wurden.
Die Westmauer grenzt den Friedhof (Tafous) des Klosters ab. Am südlichen Ende der Klostermauer führt eine Treppe zu den zeitlich neueren Mönchszellen und Anbauflächen. In der Mitte der Mauer befindet sich auf der Ostseite eine große, mit Mosaiken geschmückte Apsis, welche den thronenden Christus (Pantokrator) umgeben von den vier fleischgewordenen Kreaturen darstellt. Davor beten die Mönche jeden Tag die Psalmen des Sonnenuntergangsgebet. Auf der Nordseite der Westmauer ist die Kirche von Johannes Kama.
Das moderne Tor des Klosters
In jüngster Zeit, in 2004, bekam das Kloster ein neues Tor wurde im koptischen Stil mit Bögen und Leuchttürmen. Es hat drei Mosaiktafeln, wovon die mittlere die Ankunft der Heiligen Familie in Ägypten zeigt. Die rechte Tafel stellt die Jungfrau Maria und den Hl. Priester Johannes Kama dar und die linke (südliche Seite) eine Darstellung von Jesus Christus, während er an der Tür klopft.