Die Überdachung des ersten Chorraums besteht aus einer Kuppel in der Mitte und Halbkuppeln auf beiden Seiten. Sie markiert einen charakteristischen Baustil der alten Bauweise von Kirchen. Die Fresken aus dem zehnten Jahrhundert in diesem Chorraum gelten als wenige den wichtigsten und seltensten kunsthistorischen Prachtstücken der Wadi el Natrun Klöster, die in ursprünglichem Zustand und ursprünglichen Farben erhalten geblieben sind.
Besonders dem farbigen Fresko der Jungfrau Maria gleicht in Form oder Größe keine andere Ikone bzw. kein anderes Fresko in ganz Ägypten.
Das südliche Fresko ist eine Darstellung der Verkündigung und der Geburt Christi, das nördliche Fresko stellt das Entschlafen der Jungfrau Maria dar. Ein Gemälde berichtet uns über das Leben von Anba Johannes Kama, hält den Tag seines Entschlafens fest und seine Verlagerung in das El-Sourian-Kloster.
Die Ikone der Jungfrau Maria (Die stillende Mutter)
An der rechten Säule des Eingangs zum Hauptaltar in der alten Kirche ist ein Bildnis der Jungfrau Maria, das als das erste Gemälde in dieser Kirche im Jahr 1996 entdeckt wurde. Es zeigt die Gottesmutter, wie sie das Christkind von ihrer rechten Brust stillt. Die Platzierung dieses Gemäldes auf der rechten Seite des Altarraums erregt die Aufmerksamkeit, weil üblicherweise nach der koptischen Tradition die Ikone Christi den Platz auf der rechten Seite des Eingangs zum Altarraum haben sollte und die Ikone der Jungfrau Maria, das Jesuskind tragend, auf der linken Seite. Allerdings wurde diese Regel in diesem Chorraum nicht befolgt. Bisher kennt man den Grund dafür nicht.
Das Bildnis ist auf einem dunkelblauen Hintergrund und umgeben mit den Farben schwarz, rot und orange. In diesem wunderschönen Gemälde sitzt die Jungfrau Maria als Königin auf einem roten Kissen in einem fein verzierten Thron. Sie hat ein blaues Gewand mit einem blauen Schal an, der ins Grüne tendiert und mit Formen von kleinen Kreuzen verziert ist. Ihre Augen blicken geradeaus und ihr Kopf ist von einem gelben Heiligenschein umgeben. Mit ihrer rechten Hand stützt sie das Jesuskind, während sie mit ihrer linken Hand ihre Brust stützt, die hier klein und in einer unnatürlichen Form dargestellt ist. Auf der linken Seite ihres Kopfes befinden sich Inschriften in koptischen Buchstaben, die als ‚Heilige Maria’ übersetzt werden.
Die Heiligen Märtyrer Sergius und Bacchus
Auf der Halbsäule neben der Säule mit dem Bildnis der Jungfrau Maria wurde ein Gemälde freigelegt, das zum Teil vom Rahmen der Holztür des Altarraums verdeckt war, da hier die Tür des Altarraums (datiert 914 n. Chr.) anschließt. Das Gemälde zeigt einen stehenden jungen Mann ohne Bart, der einen blauen Gewand und darüber eine kurze rote Tunika trägt. Aus dem Bild geht hervor, dass er ein Militärsoldat oder ein Prinz ist, weil er einen Gürtel mit einem daran in einer roten Scheide befestigten Schwert trägt. Der abgebildete Heilige hält das Schwert mit der linken Hand. Sein Kopf ist von einem gelben Heiligenschein umgeben, der mit einer weißen gepunkteten schwarzen Linie umrandet ist. Das Haar des Heiligen scheint lang und dunkel, aber auch undeutlich. Seine Augen blicken geradeaus.
Bei der Suche nach dem Namen des Heiligen wurden rechts von ihm nur die letzten Buchstaben seines Namens (ius) in griechischer Sprache gefunden. Diese sind die letzten Buchstaben einiger koptischer und griechischer Namen, wie zum Beispiel: Gawargius, Sergius und Demetrius. Bekannt ist, dass diese Heiligen in Form von jungen Männern ohne Bart gezeichnet wurden. In der antiken Ikonographie wurden sie stehend, nicht auf Pferden reitend dargestellt. Da der verwischte Teil des Namens rechts vom Heiligen kurz ist, ist es gut möglich, dass es sich um den Heiligen Sergius handelt, da dieser von den vorherigen Namen die wenigste Anzahl von Buchstaben hat.
Da der künstlerische Stil dieses Bildes eine große Ähnlichkeit zu dem Stil der stillenden Jungfrau Maria aufweist, vermuten die Forscher, dass es aus der zweiten Hälfte des siebten Jahrhunderts stammt. Diese Säule wurde von einer niederländischen Expedition in den Jahren 1997/1998 restauriert. Das Kapitell der Säule hat eine konische Form und ist mit einem Kreuz verziert, das von zwei roten Lichtscheinen und grünen Strahlen umgeben ist.
Ebengleich, auf der Halbsäule gegenüber, an der anderen Seite der Altartür, sind die Reste eines Bildes zu erkennen, das einen anderen stehenden Soldatenheiligen zeigt. Trotz des Verlusts eines großen Teils des Gemäldes ist es immer noch gut erkennbar. Der abgebildete Heilige ist dem anderen Heiligen gegenüber in Stil, Farben und Kleidung in blauem Gewand mit einer roten Tunika sehr ähnlich. Auch erkennt man, dass es ein Soldat ist, weil er einen Gürtel mit einem Schwert in einer roten Scheide trägt und das Schwert mit der linken Hand hält. Um seinen Kopf ist ein Teil eines rot umrandeten leuchtenden Heiligenscheins. Seine durchdringenden großen Augen schauen nach vorne und symbolisieren Weitsicht und tiefes spirituelles Denken. Die beiden Heiligen sehen daher völlig gleich aus. Diese Gemälde stammen aus der Mitte des 7. Jahrhunderts. Während die Forscher den ersten Heiligen als Hl. Sergius identifizieren, wird vermutet, dass das bei diesem zweiten Bildnis um seinen Begleiter Sankt Bacchus handelt, da beide oft zusammen als zwei junge Krieger dargestellt werden.
Die Platzierung der Heiligen als Bildnis an dieser Stelle am Eingang zum Altarraum deutet darauh hin, dass sie die Wächter des Kirchenaltars sind.
Das Fresko der Verkündigung
Das Fresko in der südlichen Hälfte der Kuppel im ersten Chorraum der Kirche thematisiert die Verkündigung an Maria und die Geburt Christi. Das Fresko in dem syrischen Kunststil geht auf das 13. Jahrhundert n. Chr. zurück und gliedert sich in zwei gleiche und große Teile. Der östliche Teil bringt die Verkündigung zur Darstellung und der westliche Teil die Geburt Christi.
Die Verkündigung: Während die Jungfrau Maria vor dem Engel Gabriel steht und nach unten blickt, sieht der Engel sie an und spricht den Gruß in der syrischen und koptischen Sprache aus, wie im Evangelium nach Lukas erwähnt: ‚Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen’, (Lukas 1:28)
Die Geburt Christi: Das Gemälde im westlichen Teil der Halbkuppel zeigt die Jungfrau Maria auf einem Kissen sitzend, auf dem in syrischer Sprache steht: ‚Maria, Mutter Gottes’. Vor ihr ist das Jesuskind mit einem leuchtenden Heiligenschein um den Kopf. Daneben steht Joseph der Zimmerman in der Gestalt eines alten Mannes mit weißem Bart. In einer Ecke des Gemäldes sieht man die drei Magier, in einer anderen Ecke die Hirten. Auf dem Bild oben steht in syrischer Sprache wie im Evangelium nach Lukas geschrieben: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“ (Lukas 2:14).
Das Fresko der Geburt Christi
Das Geburtsfresko in der nordseitigen Halbkuppel des ersten Chors der alten Kirche stammt aus dem 7. Jahrhundert. In der Mitte erscheint die Jungfrau Maria, die auf einem Stuhl sitzt und den Herrn Christus trägt. Ein Strahl fällt vom Himmel herab auf den Kopf der Jungfrau Maria. Zwei Engel sind zum Himmel hin, oberhalb des Kopfes des Jungfrau Maria links und rechts abgebildet. Dies deutet darauf hin, dass die Jungfrau Maria als der zweite Himmel und der Kerubenthron gilt.
Auf der rechten Seite der Jungfrau Maria führt ein Engel die drei Magier, auf der linken Seite verkündet ein weiterer Engel den drei Hirten die Botschaft. Diese Darstellung verkörpert die Weihnachtsereignisse nach den Evangelien von Matthäus und Lukas.
Die Abbildung der Jungfrau Maria in diesem Gemälde beim Tragen des Christkindes als ‚Theotokos’ entspricht der Glaubenslehre und verbindet die Kirchenlehre mit der Bibel.
Die Heiligen Apostel Lukas und Barnabas
An der Nordwand im ersten Chorraum der Hauptkirche, unterhalb der Kuppelhälfte, die die Geburt Jesu Christi darstellt, ist ein schönes Gemälde von den zwei Apostel Lukas und Barnabas. Der Heilige Lukas steht auf der rechten, der Heilige Barnabas auf der linken Seite. Dies erkennt man anhand ihrer Namen, die in der koptischen Sprache geschrieben sind. Die Schrift ist auf einem schwarzen bzw. dunkelblauen mit Wachsfarben beschichteten Hintergrund aufgetragen und unterscheidet sich somit von den üblichen Inschriften, die auf weißem Hintergrund.
Das Gemälde zeigt sie stehend mit dem Lichtschein um ihren Köpfen. Der Heilige Lukas trägt einen braunen Umhang und darunter ein rotes Gewand, das mit Inschriften verziert ist. In seiner linken Hand hält er die Bibel mit einem aufgemalten Kreuz und in seiner rechten Hand seinen Umhang. Der Heilige Barnabas trägt einen roten Umhang, darunter ein blaues Gewand und fasst eine gerollte Schriftrolle mit seiner linken Hand. Die Gesichtszüge der beiden kurzen schwarzbärtigen Heiligen sind nicht erkennbar. Geometrische und botanische Motive schließen den unteren Rand des Gemäldes ab. Eine Säule in der Mitte zwischen beiden Heiligen stützt zwei Bögen, die den Hintergrund abrunden. Dieses Gemälde geht auf das 8. Jahrhundert n. Chr. zurück.
St. Pisanti oder Basantaous und St. Abakir
Auf der linken Seite der Nordwand ist eine Darstellung der Heiligen Pisanti und Abakir. Die Inschriften neben ihren Köpfen auf Koptisch verrät dies.
Links steht das Wort ‚O Agios (Heilig)’ und rechts steht ‚Santi’, (Heiliger Pisanti). Der auf der linken Seite dargestellte Heilige hält die Bibel mit beiden Händen. Er hat einen langen, weißen Bart und ist im Gewand eines Metropoliten d.h. in einer mit Kreuzen verzierten priesterlichen Kleidung dargestellt. Sein Kopf ist von einem Lichtschein umgeben. Dem Namen des Heiligen folgt der Titel des Gründers, der sich auch auf die Gemeinde bezieht, in der er lebte, nämlich Deir Al-Bahari, wo er sein Leben im 6. Jahrhundert n. Chr. verbrachte. Dieser Heilige wurde um das Jahr 568 n. Chr. geboren und im Jahr 598 n. Chr. zum Bischof geweiht.
Auf der rechten Seite des Bildes steht der Heilige Abakir der Arzt. Er hält mit seiner linken Hand eine Medizintasche und mit seiner rechten ein medizinisches Instrument. Sein Kopf ist von einem Lichtschein umgeben. Er hat einen langen weißen Bart, trägt ein rotes Gewand, das bis zu den Füßen reicht, und darüber einen kürzeren weißen Umhang. Er ähnelt vom Aussehen den Heiligen Ärzten Kosmas und Damian.
Der heilige Arzt Abakir starb als Märtyrer während der Ära des Kaisers Diokletian. Nach seinem Namen wurde der Bezirk ‚Abu Qir‘ in Alexandria benannt.
Anba Joseph (ein Mönchsväter)
Links vom Eingang zum ersten Chorraum der Kirche erscheint ein Bild von St. Joseph auf einem grünen Hintergrund, verziert mit einem rot-schwarzen Rand. Ein Teil des Bildes ist mit einer Putzschicht aus der dritten Schicht bedeckt, die einige syrische Schriften enthält. Der untere Teil der Zeichnung zeigt das obere Körperteil des Heiligen. Auf der linken Seite steht eine griechische Beschriftung. Das Gemälde ist mit der dritten Gipsschicht bedeckt und ist deshalb unvollständig.
Der Heilige Anba Apollo
Dieser Heilige ist der Gründer des klösterlichen Lebens im Gebiet Deir Bawit Ende des vierten Jahrhunderts. An der Säule der Nordwestwand im ersten Chorraum der alten Kirche wurde ein Gemälde entdeckt, das einen Mönch in einem roten Alb mit einem blauen Schal darstellt. Trotz des Schadens an der künstlerischen Darstellung im Laufe der Jahre zeigen diese Kleider den Stil der üblichen Mönchskleidung in Ober- und Unterägypten. Auf dem Gemälde ist erkennbar, dass er etwas in der Hand hält. Im nördlichen Teil sind neben seinem Kopf die Worte in koptischen Buchstaben ‚Ava Apollo’. Dagegen kommt auf der anderen Seite ein großer Stern auf blauem Hintergrund zum Vorschein.
Die meisten Merkmale dieses Kunstwerks aus dem siebten Jahrhundert sind vergangen. Die niederländische Expedition hat die Säule verstärkt, das Säulenkapitell und die Basis rekonstruiert und das Gemälde soweit möglich restauriert.
Der Heilige Makarios der Große
Auf der Halbsäule auf der rechten Seite des Eingangs von der Südseite zum ersten Chorraum der Kirche befindet ein Gemälde von St. Makarios dem Großen.
Der Mönch mit grauem Haar und grauen Bart steht im Bildnis mit erhobenen Händen. Sein Kopf ist mit einer schwarzen Kopfbedeckung und einer klösterlichen Kappe mit schwarzen und weißen Streifen bedeckt. Ein gelber Heiligenschein umgibt seinen Kopf. Auf der linken Seite seines Kopfes steht sich das Wort (Abba), was Anba bedeutet. Gegenüber, auf der rechten Seite seines Kopfes stehen Teile einer undeutlichen Inschrift. Die letzten Buchstaben seines Namens sind jedoch ohne Zweifel (ios), welche die letzteren Buchstaben des Namen (Makarios) sind und auf den Namen des Vaters der Mönche, der Heiligen Makarios hinweist.
Die Heiligen Kosmas und Damian
An der Südwand des ersten Chors der Kirche ist das Gemälde der Heiligen Kosmas und Damian. Es handelt sich bei der Abbildung sicherlich um diese beiden Heiligen. Einige Buchstaben des Namens des Heiligen Kosmas (o asioc kocua) sind erkennbar. Auf ihren Beruf hindeutend tragen beide Heiligen einige medizinische Instrumente, unter anderem auch zwei zylinderförmige Gefäße, die nach tragbaren Medizinbehälter der Ärzte aussehen.
St. Kolta, der Arzt
Im mittleren Teil der Südwand im ersten Chorraum der alten Kirche wurde ein wunderbares Gemälde entdeckt, das einen Heiligen zeigt, der auf einem kleinen geschmückten Stuhl mit der Körperhaltung nach rechts sitzt. Der Heilige mit grauem Haar, langem grauen Bart in rot-grauer Kleidung hält in seiner rechten Hand ein medizinisches Instrument, mit dem er die Augen einer Person untersucht. Vor ihm steht die Person, die offensichtlich ein Patient ist, gekleidet in roter, mit grün bedeckter Kleidung. Der Heilige legt seine linke Hand sanft auf die Schulter des Patienten.
Dahinter steht eine dritte Person, die scheinbar auf die Untersuchung des Arztes wartet. Diese Person ist am Oberkörper nackt und der Unterkörper ist mit roter Kleidung bedeckt. Zwischen dem Heiligen und dieser Person steht ein kleiner offener Schrank mit etwa sechs roten und grünen Fläschchen. Dies erklärt eindeutig, dass der Heilige als Arzt tätig ist, der die hilfesuchenden Patienten behandelt.
Keine eindeutigen Aufschriften oder Buchstaben weisen auf die Identität des Heiligen (Arztes) hin. Man vermutet dennoch, dass es sich um den Heiligen Kolta handelt, der zu den berühmten ägyptischen Fachärzten für die Behandlung von Augenkrankheiten gehört. Daher liegt es nahe, dass seine Darstellung hier, an diesem Ort und die berühmten heiligen Ärtzte Kosmas und Damian nebeneinanderstehen.
Die drei Heiligen in der Ritter Gestalt
Dieses Gemälde aus dem achten Jahrhundert, das drei Heilige auf Pferden abbildet, befindet sich im ersten Chorraum der Hauptkirche auf zwei Teilen der Wand neben dem Gemälde des Arztes St. Kolta. Einer der Heiligen ist im südlichen Teil der Wand (Richtung Osten) zu sehen, während die anderen beiden Heiligen über dem südlichen Altar der Kirche stehen und einander zugewandt sind.
Die Identität der beiden Heiligen, die einander gegenüberstehen, kann man nicht erkennen, da der obere Teil dieser Heiligengestalten vollständig zerstört ist. Sie tragen blaue militärische Kleidung und ein rotes Gewand. Dies ist die altgriechische Soldatenkleidung. Ihr Erscheinungsbild ist das, der Militärfürsten. Der rechts Stehende hält ein Speer in seiner Hand.
Der Heilige auf die Nordseite des linken Fensters reitet auf einem Pferd. Um den Kopf des Heiligen ist ein leuchtender Heiligenschein, aber die Gesichtszüge sind verwischt. Er trägt eine blaugrüne Robe und um seine Taille trägt er einen roten Gürtel. Unter dem Pferd ist eine sitzende Person abgebildet, auf die der Speer des Heiligen gerichtet ist. Die Person trägt sie eine Krone auf dem Kopf, die darauf hinweist, dass sie kein Heiliger ist, sondern ein der Könige oder Kaiser.
Eine koptische Inschrift über dem Heiligen deuteten die Forscher als den Namen ‚Boktor’. Aber zur Identität des Königs oder Kaisers gab es keine Anzeichen. Von der vermuteten Identität des Heiligen wurde geschlussfolgert, dass die Person Kaiser Diokletian oder Kaiser Romanos sein müsste. In der überlieferten Geschichte des St. Boktor tauchen jedoch diese Kaiser nicht auf.
Daher wurden Biographien anderer Heiligen durchforscht und mit den Erkenntnissen der modernen Ikonographie abgeglichen. Die Forschung ergab, dass der abgebildete Heilige Philopateer Mercurius (Abu Sefein) ist und die Person unter seinem Pferd Kaiser Julian der Abtrünnige. Die Deutung der Schrift über dem Kopf des Heiligen auf ‚Boktor‘ wird somit hinfällig. Die Erklärung dazu ist, dass die Schrift nicht aus der Entstehungszeit des Gemäldes stammt, sondern aus einer späteren Zeit.
Der Heilige Jakobus der Junge und ein weiterer Heiliger verehren das Kreuz
Im ersten Chorraum wurde ein wunderbares Gemälde gefunden, wovon bedauerlicherweise die Hälfte der Fläche fehlt. Das Bild stellt zwei Heilige dar, die sich gegenüberstehen. Zwischen ihnen ist ein kunstvolles goldenes Kreuz mit Juwelen vor einem dunkelblauen Hintergrund dargestellt. Das Kreuz ist umgeben von drei Kreisen ineinander in unterschiedlichen Farben. Der äußere weiße Kreis strahlt nach außen mit rotfarbigen Zungen, die ins Orange tendieren und das Feuer simulieren. Er umgibt die zwei inneren Kreise, die einen schwarzen Rahmen und roten Sternen bilden.
Die obere rechte Seite des Bildes ist nicht mehr vorhanden. Das Gesicht des Heiligen rechts ist abgeschnitten. Deutlich erkennbar sind lediglich seine blaue Kleidung und sein rotes Gewand. Heilige bleibt noch nicht bekannt Es ist anzunehmen, dass dieser Teil zerstört wurde, als die Kirche im 13. Jahrhundert renoviert wurde.
Das Gemäldeteil, das den Heiligen auf der linken Seite darstellt, ist sehr gut erhalten. Er blickt nach rechts in Richtung des Kreises, der das goldene Kreuz umgibt. Er trägt rote Kleidung und ein blaues Gewand.Seine Hände sind zum Kreuz hin gestreckt und seine Haltung suggeriert Gebet, Ehrfurcht, Bewunderung und Freude. Sein Kopf ist von einem leuchtenden Heiligenschein umgeben. Sein Name liest sich deutlich aus der koptischen Beschriftung vor seinem Gesicht: ‚St. Jakobus der Junge (Herrenbruder Jakobus)’
König Abgar von Edessa und Kaiser Konstantin
Im 18. Jahrhundert wurden im ersten Chorraum der Hauptkirche, unterhalb der mittleren Kuppel unter der sichtbaren Putzschicht viele Darstellungen entdeckt, die zwischen und anstelle einiger Oberfenster gemalt waren. Davon sind zwei Gemälde aus dem 10. Jahrhundert. Syrische Texte am unteren Rand der Gemälde geben Aufschluss, dass sie den König Abgar von Edessa und den Kaiser Konstantin den Großen darstellen. Die Analyse der Szene bringt diese Erkenntnis.
Die Figur rechts zeigt ist Person auf einem schwarzen Pferd, das mit Farben geschmückt ist.
Von der Gestalt des Ritters ist nichts mehr vorhanden. Dennoch gibt ein Speer, das die Person hält, Aufschluss, dass die abgebildete Person ein Krieger ist. Über der Person sind in Halbkreisformen geschmückten Sternen im Himmel zu sehen. Im Zentrum der Kreise ist ein Kreuz, das Licht ausstrahlt. Die syrische Beschriftung beschreibt, dass dies der König ist, der das Zeichen des Kreuzes am Himmel sah und an Christus glaubte. Dies ist ein eindeutiger Hinweis auf die Vision des Kaiser Konstantin der Große.
Im Gemälde zwischen den Fenstern auf der linken Seite ist ein Stück Stoff gezeigt, auf dem ein Teil eines mit leuchtendem Heiligenschein umgebenen Kopfes erscheint. Die Ikonographie und der Text auf unteren Rand des Gemäldes deuten darauf hin, dass hier der König Abgar darstellt ist. Im Text ist geschrieben, dass das Bild dem Abgebildeten geschickt wurde.
Eine Überlieferung berichtet uns, dass der König Abgar von einer unheilbaren Krankheit geheilt wurde, als er das Stück Stoff erhalten hatte, auf dem das Gesicht des Herrn Christus geprägt war.
Das Fresko des Entschlafens der Jungfrau Maria
Unterhalb der Gemälde der beiden Herrscher Abgar und Konstantin und oberhalb der Tür des Altarraums wurde in zweites Gemälde der Jungfrau Maria entdeckt, das ihr Entschlafen und ihre Himmelfahrt in mehreren Phasen bzw. Szenen inszeniert. Dieses Kunstwerk aus dem 10. Jahrhundert gilt als eine der ältesten Fresken, die das Thema des Entschlafens der Jungfrau Maria behandeln.
Die Erste Szene veranschaulicht die Himmelfahrt des Leichnams der Jungfrau Maria, die zweite zeigt den Herrn Christus und die Jungfrau Maria sitzend auf dem Thron. Weitere Überreste anderer Bilder zeigen Szenen des Entschlafens der Gottesgebärerin. Ganz links ist auf einer dünnen Putzschicht eine Darstellung ihres Entschlafens, bei der die Jungfrau auf einem Bett liegt und von den zwölf Jüngern umgeben ist, die in zwei Reihen um das Bett stehen. Auch stehen je drei Jungfrauen in jeder Reihe, die keine spezifischen Namen haben.
Hinter dem Bett steht ein großes Wesen mit Flügeln, das vermutlich der Engel Michael ist, da einige Buchstaben seines Namens zu erkennen sind. Der christlichen Tradition nach begleitet der Engel Michael die Seele der Verstorbenen. In der Darstellung wird er in einer Position stehend gezeigt, als ob er den Geist der Jungfrau Maria empfangen möchte.
Ganz rechts ist eine staunend blickende Gruppe von Menschen gezeichnet. Am oberen Rand gibt sind einige koptische Muster.
Eine Darstellung in der Mitte bringt dem Betrachter nahe, wie Christus die linke Hand der Jungfrau Maria hält und sie erhebt und versinnbildlicht die Würde der Jungfrau und ihr Sitzen zu seiner Rechten.
Auf der linken Seite, neben der Hand der Jungfrau Maria ist die Sonne abgebildet, auf der rechten Seite des Kopfes Christi der Mond. Diese Szene zeigt Mariäs Himmelfahrt und Christi Empfang ihres Körpers und ihrer reinen Seele.
Der Heilige Philippus und der äthiopische Kämmerer
Im ersten Chorraum der Hauptkirche gibt es unter der Kuppel auf der Südseite drei Fenster neben den Gemälden der Herrscher Konstantin und Abgar. Das rechte Fenster ist nicht mehr vorhanden. Zwischen dem linken und dem rechten Fenster, im südlichen Teil der Wand, gibt es ein Bildnis eines rasierten Mannes, welcher auf einem Wagen mit zwei Rädern sitzt und auf Koptisch geschrieben ‚ Buch von Jesaja‘ in der Hand hält.
Ein weiterer Text auf der rechten Seite dieser Person bedeutet übersetzt: ‚Der schwarze Mann von Kandake‘. Diese Zeichnung setzt in Szene die Bekehrung des Kämmerers und Hofbeamten der Königin von Äthiopien ‚Kandake’ zum Christentum durch den Missionar Philippus.
Diese Geschichte ist in den Apostelgeschichten (Ap 8: 25-36) aufgezeichnet. Die erste Szene erzählt das Treffen zwischen dem Heiligen Philippus und dem äthiopischen Eunuchen, der mit einem Wagen herkam. Der Heilige Philippus traf ihn, stieg ein und las aus dem Buch des Propheten Jesaja. Sein Vorlesen und Reden ist durch die erhobene Hand des Heiligen veranschaulicht.
Das zweite Gemälde ist an derselben Wand zwischen dem mittleren und dem rechten Fenster. Das Kunstwerk aus dem zehnten Jahrhundert thematisiert die Bekehrung der Äthiopier, u.a. der äthiopische Eunuch, zum Christentum durch das Predigen des Heiligen Apostels Philippus.
Der Apostel Andreas und Kannibalen (mit Hundeköpfen)
Zwischen dem linken und dem mittleren Fenster im ersten Chorraum sieht man an der unteren Seite eine Darstellung in einem Gemälde, die auf den ersten Blick verwirrend erscheint. Ein stehender Mann mit grauem Haar spricht fünf Personen mit Hundeköpfen an. Diese Darstellung bezeichnet die Predigt des Hl. Andreas in einem von Kannibalen bewohnten Land.
Eine weitere Darstellung zwischen dem mittleren und dem rechten Fenster beschreibt den Vorgang der Taufe von zwei Kannibalen durch den Heilige Andreas, wodurch ihre Gesichter sich in zwei menschliche Gesichter verwandeln. Die Kunsthistoriker erklären diese Darstellung damit, dass hier der Künstler hier den ganzheitlichen Dienst des Heiligen Andreas unter den Heiden dramatisiert, indem er darstellt, wie sie sich von ihrer grausamen Natur durch die Taufe verwandeln.
Der Heilige Gregor der Erleuchter
Im ersten Chorraum zwischen den beiden offenen Fenstern unter der Kuppel, auf der Nordseite, ist von den noch erhaltenen Resten einer Darstellung die Schulter eines Heiligen, ein Teil seines leuchtenden Heiligenscheins und sein Name deutlich zu erkennen. Er liest sich: ‚Heiliger Gregor der Armenier‘ und ‚Heilige Gregor der Erleuchter‘.
Der Heilige war für seine Verkündigung des Christentums in Armenien sehr bekannt. Daher ist diese Darstellung als Gegenstück zur Darstellung an der gegenüberliegenden Wand zu sehen, da beide thematisch sich mit dem Glauben, der Evangelisierung und der Taufe befassen.
Koptische Kreuze und Motive
In den Ecken unter der Kuppel des Chorraums, rechts vom rechten Fenster und links vom linken Fenster wurden Reste von vier Kreuzen mit unterschiedlichen Formen gefunden. Sie sind hauptsächlich mit roten und grünen Farben bemalt und von einem rotfarbenen Rahmen mit einer Reihe weißer Punkte und schwarzer Linien umgeben.
Oberhalb der syrischen Verkündigungs- und Geburtsfresken sind einige koptischen Motive gezeichnet, auf beiden Seiten der Kuppel weitere zwei Kreuze und darunter eine Zeichnung eines Pfaus, von dem nur sein Schwanz noch erhalten geblieben ist. Bekannt ist, dass in der christlichen der Pfau Kunst sich auf die Ewigkeit bezieht.
Der Patriarch Damianos
In der Mitte der Nordwand im ersten Chorraum ist ein Heiliger in priesterlicher Kleidung stehend dargestellt. Er hält ein Buch in seinen Händen und über seinen Händen hängt ein rotes Tuch. Das Gesicht des Mannes mit dunklem Bart zeigt, dass er ein junger Mann ist.
Auf beiden Seiten dieser Person sind architektonische Darstellungen: Auf der linken Seite ein Gebäude in der Form eines Turms, das auch eine Kirche darstellen könnte, daneben eine Treppe, die in den ersten Stock dieses Gebäudes führt. Auf der rechten Seite ist ein Gebäude, das von einer Mauer mit einem Tor umgeben ist. Bisher ist über die Bedeutung dieser beiden Gebäude nichts bekannt geworden.
Die Identifizierung dieser Person bleibt ungewiss, da Inschrift neben seinem Kopf nicht deutlich lesbar ist. Die Art und Weise, wie er das Buch vor sich hält, und das rote Gewand über den Händen erinnern an die Ikone des Apostels Markus aus dem 6. oder 7. Jahrhundert, die im Pariser Museum aufbewahrt ist. Genauer betrachtet ist seine Kleidung ein Gewand eines Patriarchen. Deshalb, weil seine Gesichtszüge ihn als jungen Mann zeigen, wird vermutet, dass der abgebildete Heilige der 35. Patriarch von Alexandrien, Damianos (578 – 605 n. Chr.) ist, da er in relativ jungen Jahren zum Patriarchen geweiht wurde. Es wird vermutet, dass es eine Beziehung zwischen seinem Bildnis und dem Bildnis des Heiligen Pisanti gab, der vom Patriarchen Damianos ordiniert wurde. Letzterer war syrischer Herkunft.
Der Gedenkstein der Beerdigung
Eine antike Marmorplatte wurde im ersten Chorraum aufgefunden, die an der Nordseite der Westwand hängt. Es handelt sich um den Gedenkstein des St. Anba Johannes Kama, den die Mönche seines Klosters bei dessen Zerstörung aus seinem Kloster gebracht hatten.
Die Aufschrift besteht aus 23 Zeilen mit folgendem Inhalt:
„Im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit; der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Am 24. Tag des koptischen Monats Kiahk, in der ersten Stunde der Nacht des 25. Tages, zur Amtszeit von Anba Kosman, Papst von Alexandrien, unter der Vaterschaft des Priesters Abram, dem Diener der Kirche des Heiligen Anba Johannes, entschlief der gesegnete Vater Anba Johannes Kama. Zehn Monate nach dem Entschlafen des Heiligen, ruhte in Frieden der Priester Stephanus am neunten Tag des koptischen Monats Hatour. Dieser Heilige war ein Schüler von Anba Johannes Kama. Beide starben im Jahr 575 nach dem koptischen Heiligenkalender, entsprechend dem Jahr 859 n. Chr. unter dem Reich unseres Herrn Jesus Christus, Amen. „
Auf demselben Stein steht der Satz: „Wir bitten für unseren gesegneten Vater, der dem Herrn Jesus Christus gehört, ihn in euren Gebeten einzuschließen, damit seine gesegnete Seele in Frieden ruht. Amen, Amen.ˮ